„Durch das Dunkel zum Licht“ – eine
geistliche Abendmusik
Schon seit vielen Jahren wirkt die capella nova
auf ihre eigene Weise bei der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste
in der St. Franziskus Gemeinde in Hochdahl mit. Immer getreu ihrem
Motto, die Gemeinde zum Mitsingen einzuladen, unterstützt die capella nova den Gemeindegesang
durch die Darbietung ihres vielfältigen Repertoires, wo für
jeden etwas dabei ist. In einer ausgewogenen Mischung aus traditionellem
und neuem geistlichen Liedgut konnte die capella nova auch schon einige
musikalische Akzente setzen. Wenn der Funke der Begeisterung überspringt,
kann ein Gottesdienstbesuch zu einem besonderen Erlebnis werden.
Anfang des Jahres 2005 erwuchs innerhalb der
Chorgemeinschaft der Wunsch einmal etwas ganz Besonderes entstehen
zu lassen. Ein „Konzert“ im
eigentlichen Sinne sollte es nicht sein, man hatte etwas anderes im
Blick. Bei einem gemeinsamen Gedankenaustausch beim alljährlichen
Chorwochenende im Frühjahr 2005 entstand die Idee einer „geistlichen
Abendmusik“.
Die geistliche Abendmusik sollte unter den Gedanken
Endlichkeit, Dunkelheit, Tod, ewiges Leben, Licht und Erlösung stehen. Passend zur Jahreszeit
und zur Nähe der kirchlichen Feiertage Allerheiligen, Allerseelen,
Volkstrauertag und Totensonntag wurde für die Veranstaltung ein
Termin Ende Oktober festgesetzt. Dies ließ ferner genügend
Zeit für die Planung und Vorbereitung. Im Mai 2005 wurde in der „neuen
stadt“ der Gemeinde das Projekt der capella nova unter dem Titel „Durch
das Dunkel zum Licht“ vorgestellt, und damit wurde gleichzeitig
für neue Sängerinnen und Sänger geworben, die Lust hatten,
den Chor bei dieser Aufgabe mit ihrer Stimme zu unterstützen.
Die Chorproben für die „geistliche Abendmusik“ sollten
nach den Sommerferien beginnen.
Herr Janich, unser Chorleiter, und einige Chormitglieder
bildeten ein Team, um mit der näheren Planung zu beginnen. Angelehnt
an das Thema begannen sie, Lieder, Texte und Orgelstücke auszuwählen,
einen roten Faden zu spinnen, um musikalisch diesen Weg vom Dunkel
zum Licht zu beschreiben, ein Plakat zu entwerfen, das durch die Farbgebung
den Gedanken aufgreift und Programmhefte mit entsprechendem Deckblatt
zu erstellen.
Allmählich wuchs so ein Programm aus Chor- und
Sologesang, einfühlsamen
Texten und anspruchsvollen Orgelstücken, mit Werken von Johann
Sebastian Bach, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Max Reger, Waldemar Klink
und Johann Rosenmüller. Neueres geistliches Liedgut von den Komponisten
Bernhard Huijbers, Antoine Oomen und Tom Löwenthal rundeten das
Programm ab und Texte von Huub Oosterhuis und Iris Blum vollendeten
diesen musikalischen Weg vom Tod zum Ewigen Leben. Natürlich waren
auch die Besucher an manchen Stellen eingeladen, mit einzustimmen und
wurden so unmittelbar in das Geschehen mit einbezogen.
Da das Franziskus-Hospiz in diesem Jahr sein
10-jähriges Jubiläum
feierte, war rasch die Idee geboren, den Erlös der „geistlichen
Abendmusik“ nach Abzug der Aufwendungen dem Hospiz zugute kommen
zu lassen. Zur weiteren finanziellen Unterstützung wurde versucht
Sponsoren zu finden, die ihre Werbung im Programmheft abdrucken konnten.
Dabei war man darauf bedacht, die Werbung dezent zu verteilen, um nicht
vom Inhalt abzulenken.
Während die wöchentlichen Proben auf Hochtouren liefen, machte
sich das Projektteam daran, in fleißiger Handarbeit die Ideen
in die Tat umzusetzen: einige Frauen trafen sich mehrmals, um für
alle Sängerinnen blau-violette Seidenschals zu malen, während
einige Männer in stundenlanger Heimarbeit die umfangreichen Programmhefte
druckten, sortierten, falteten und hefteten.
Nachdem in der vorletzten Probe auch noch das
reibungslose Auf- und Abtreten auf der Altarinsel der Heilig-Geist
Kirche ausprobiert worden war, kam der Tag der Generalprobe. Da die
capella nova das Glück
hat, mit Frau Janich eine hervorragende Altistin, in den „eigenen
Reihen“ zu haben, übernahm sie die Gestaltung der Soloverse
und der tief zu Herzen rührenden Lieder von Max Reger. Glücklicherweise
konnte als Organist Professor Wolfgang Bretschneider aus Bonn, für
das Orchester einige Instrumentalisten aus der Umgebung und unserer
Gemeinde und für die gesprochenen Texte Gerd Verhoeven gewonnen
werden. Erst vor kurzem war mit Hilfe einer großen Spendenaktion
eine neue digitale Orgel für die Heilig-Geist-Kirche angeschafft
worden. Dank Herrn Prof. Bretschneider war dies eine gute Gelegenheit
der Gemeinde in einem besonderen Rahmen zu zeigen, wie herrlich diese
Orgel klingen kann.
Gemeinsam mit dem Orchester und Herrn Bretschneider wurde das Programm
bis ins kleinste Detail geprobt. Dann war endlich der große Tag
da. Für die Chormitglieder war dies ein aufregendes Ereignis.
Nach dem Einsingen und der Abstimmung mit den Instrumenten setzten
sich die Chormitglieder auf ihre Plätze.
Die Heilig-Geist Kirche füllte sich mit
Menschen. Viele waren gekommen, um die geistliche Abendmusik mitzuerleben;
der Chor und die Gemeinde machten sich gemeinsam auf den Weg durch
das Dunkel zum Licht. Die Stimmung war unglaublich und ging tief
unter die Haut.
Mit Waldemar Klinks Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur
eine kleine Zeit“ begann der Abend und mit jedem Werk gingen
wir ein Stück weiter auf diesem Weg aus der Dunkelheit dem Licht
entgegen. Schließlich erreichten wir mit der Kantate „Wahrlich,
wahrlich ich sage euch“ von Johann Rosenmüller nicht nur
musikalisch den Höhepunkt, sondern mit den Schlussversen „sondern
er ist vom Tode zum Leben hindurch gedrungen“ auch inhaltlich
das Ziel. Wir waren auf unserem Weg, der im Dunkel begann im strahlenden
Licht angekommen! Wir hatten es geschafft einen facettenreichen Bogen
von der irdischen Vergänglichkeit bis zur Auferstehung in der
Liebe Gottes zu spannen und waren alle zutiefst bewegt und ergriffen.
Nachdem der letzte Ton verklungen war, dauerte es eine Weile, bis sich
die Spannung in begeistertem Beifall löste.
Michaela Mause
Fotos: G. & B. Janich
Durch das Dunkel zum Licht
Eine geistliche Abendmusik der capella nova
am 30.10.2005
Waldemar Klink (1894-1979)
„Der Mensch lebt und bestehet“
Motette für Chor und Orgel
Samuel Scheidt (1587-1654)
„Mitten wir im Leben sind“
Choralvorspiel für Orgel
Johann Walter (1496-1570)
„Mitten wir im Leben sind“
Choralkantate für Chor,
3 Violinen und B.c.
--------- Zwischentext Huub Oosterhuis: Gebet eines
Verstorbenen ---------
Max Reger (1873-1916)
Grablied (Nr. 7) 3
Strophen
aus 12 geistliche Lieder op. 137 für Alt und Orgel
Bernard Huijbers (1922-2003)
„Halt mich am Leben“
Wechselgesang
für Chor, Flöte und Orgel
Max Reger (1873-1916)
„Dein Wille, Herr, geschehe“ (Nr.
2) 1 Str.
aus 12 geistliche Lieder op. 137 für Alt und Orgel
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
„Wer nur den lieben Gott lässt
walten“
Choralvorspiel für Orgel
Petr Eben (*1929)
„Hiob nimmt das Leiden an“
Betrachtung
Nr. 3 (Orgelzyklus „Hiob“)
Johann Wolfgang Schmidt (1677-1744)
„Wer nur den lieben Gott
lässt
walten“
Choralkantate für Alt, Chor, 2 Violinen und B.c.
Antoine Oomen (*1945)
„O Herr Gott, erbarmend, gnädig, langmütig“
Wechselgesang für Chor, Sprecher, Flöte, Streicher und
Orgel
Max Reger (1873-1916)
„O Jesu Christ, wir warten dein“ (Nr.
12) 3 Str.
aus 12 geistliche Lieder op. 137 für Alt und Orgel
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)
Choral
und 4 Variationen über „Vater
unser im Himmelreich“
aus der Orgelsonate Nr. 6
--------
Zwischentext Iris Blum – Herrlichkeit ---------
Tom Löwenthal
(*1954)
„Möge uns für wahr erscheinen“
Motette für Alt, Chor, Flöte und Orgel
Johann
Rosenmüller (1619-1684)
„Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch“
Kantate für Chor, 2 Violinen und B.c.
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Concerto C-Dur,
1. Satz,
nach einem Konzert von Johann Ernst von Sachsen-Weimar BWV
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